Mojdeh Mavaji hat eine Novelle geschaffen, die politisch hochaktuell ist und zum Nachdenken einlädt.
Die junge Frau Giessu verliebt sich in Er, den gleichaltrigen Teenager. Aber für sie als Frau ist es peinlich und verboten, ihre Liebe offen zu zeigen. Tarnen ist die beste Antwort auf Intoleranz. Die gesellschaftlichen Veränderungen durch die islamische Revolution überschatten auch die Liebe und alles Private. Giessus Liebe, die Traumatisierung durch die Kriegsgeschehnisse, die sozialen und politischen Veränderungen in einer geschlossenen religiösen Gesellschaft mit massiven Einschränkungen der Frauenrechte vermischen sich zu eigenartigen Ereignissen. Am Ende stellt sich die Frage: Ist es möglich, ohne Angst verschieden zu sein?
Die Geschichte der jungen Frau reflektiert nicht nur den durch die islamische Revolution, die Islamisierung und den Krieg bedingten gesellschaftlichen Wandel im Iran der 1980er Jahre, sondern auch die natürlichen Gegebenheiten der Hafenstadt Buschehr am persischen Golf mit ihren vielfältigen Dattelhainen. Seit vielen Jahrhunderten sind sie nebeneinander angelegt und koexistieren in Frieden.
Die Novelle spiegelt auch die derzeitige Lebensrealität von Frauen im Iran wider. Sie leben in einer männerdominierten Gesellschaft, die ihre individuellen und selbständigen Entscheidungen nicht respektiert und anerkennt. In einer solchen Lebenswelt eine unabhängige Entscheidung zu treffen, ist mutig und nicht selbstverständlich.
Die Detailgenauigkeit mit der Mavaji Orte und Menschen beschreibt ist faszinierend und
zieht einen sofort in den Bann. Es ist schwierig das Buch aus den Händen zu legen, wohlgleich nur,
um in den Gedanken nach Buschehr und Schiraz zu entfliehen.
Beginn: 20.00 Uhr | Einlass: 19.00 Uhr
Eintritt: 5 Euro
Veranstaltungsort: Brelinger Mitte, Marktstraße 1, Brelingen